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    1 year ago

    Ergänzung zu meinem anderen Kommentar mit Beispielen:


    Berliner Zeitung titelt:

    Berliner Richter: „Milde Notwehr gegen Straßenblockierer ist erlaubt“

    Sie gehen dann zwar im Text auf die Nuancen ein, aber die Schlagzeile ist erstmal “du kannst selbst was unternehmen”. Dass die gewaltbereiten Autofahrer “mild” anders interpretieren als im langen Text erklärt wird, nimmt man halt in Kauf. Hauptsache triggern.

    BR fragt:

    Klima-Proteste: Darf man Aktivisten von der Straße entfernen?

    Und stellt mehrere Antworten vor. Darunter auch solche:

    Wenn sich Klima-Aktivisten unangemeldet auf eine Fahrbahn kleben, darf der Autofahrer, der im Stau steht, die Blockierer demnach auch von der Fahrbahn losreißen und wegtragen, meint Jurist Hilgendorf. Selbst wenn das zu erheblichen Handverletzungen führen sollte. Juristen, wie die Leipziger Professorin Elisa Hoven oder Medienanwalt Ralf Höcker teilen diese Meinung.

    Es wird weiter unten im Artikel auch eine Gegenmeinung präsentiert, wodurch man sich dann schön mit “wir berichten neutral” rausreden kann. Aber allein durch den Click-Bait-Titel wird das Blut von sowieso schon angepissten Leuten weiter hochgekocht und ihnen dann auch noch ein “ein paar Juristen finden das OK”-Ablass verkauft.

    Den Artikel hätte man halt auch von vornherein aufziehen können unter einer Überschrift wie “Klima-Proteste durch Gewalt zu unterbrechen kann für Autofahrer mit Straftat enden”.


    Überhaupt wäre halt wichtig, die Artikel gar nicht so sehr auf die Grenzfälle von “was darf man noch gerade so” zu reduzieren und die Klima-Proteste immer gleich als Angriffe darzustellen. Die Berichterstattung müsste - wenn sie schon framed - eher beschwichtigend framen, um dafür zu sorgen, dass die Leute nicht schon aus 100km Entfernen Gewaltphantasien hegen.

    Das ist das, warum ich der Presse hier viel Schuld gebe: wenn du in sozialen Medien schaust, wievele Leute sich von den “Klima-Klebern” abgegriffen fühlen, stimmt doch irgendwas nicht. Wirklich betroffen sind nur ganz ganz wenige Leute. Die meisten, die sich aufregen, regen sich auf, weil sie rein theoretisch betroffen sein könnten (da sie ja Autofahrer sind). Muss sowas sein? Wenn man sich vorher schon so reinsteigert, klar eskaliert man dann, wenn man wirklich mal in so einem Stau steht.