Und es gibt immer noch Menschen, die gegen einen Mietenstopp sind.
Naja ein Mietstopp löst meiner Meinung nach das Problem nicht, sondern bekämpft nur ein Symptom und komplett ohne Nachteile ist er auch nicht. Ich würde mich also sogar tendenziell zu den Gegnern eines Mietstopps zählen.
Durch einen Stopp werden keine neuen Wohnungen gebaut, im Gegenteil wird wahrscheinlich sogar weniger gebaut. Was den Markt insgesamt sogar verschlechtert.
Von einem Mietstop würden wahrscheinlich auch (je nach Implementierung) derzeitige Mieter überproportional profitieren. Dies führt einerseits zu einer Benachteiligung von Zuziehenden, zum anderen wirkt es sich negativ auf Umzüge in passendere Wohnsituationen aus (neuer Job, Kinder ziehen aus etc), da man hierdurch den Bonus der Bestandsmiete verlieren könnte. Diese Reibungen würden insgesamt den Markt unflexibler machen, wahrscheinlich zum Nachteil der Gesellschaft.
Was es braucht ist:
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Mehr bauen, wo erforderlich. Und in dem Zug wohl auch Änderungen der Bebaunungspläne zur besseren Nachverdichtung
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Reduzierung der Baukosten die eventuell durch zuviele/unnötige Normen entstehen.
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Verstärkten Sozialbau, welcher vor allem auch dauerhaft im Bestand bleibt und nicht nach x Jahren umgewandelt wird.
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Abschöpfen leistungsloser Gewinne. Ein Beispiel was ich damit meine: Eine neue U-Bahnstrecke wird gebaut, wodurch der Wert vieler Grundstücke in der Umgebung erheblich steigt. Deren Besitzer haben aber keinerlei Leistung erbracht die diese Wertsteigerung rechtfertigt, sie wurde von der Allgemeinheit finanziert. Dieser Gewinn sollte finde ich (zumindest Teilweise) zu denen fließen, welche auch dafür verantwortlich sind. Ich denke ein signifikanter Teil der Preissteigerungen werden durch höhere Grundstückspreise verursacht, was im extrem Fall z.B. in Großstädten dazu führt dass es sich lohnt Grundstücke/Häuser einfach leerstehen zu lassen und trotzdem Gewinn zu machen.
Mehr bauen, wo erforderlich. Und in dem Zug wohl auch Änderungen der Bebaunungspläne zur besseren Nachverdichtung
Vorallem baucht es einen Paradigmenwechsel bei den Bebauungsplänen und allgemein jeder Wohnpolitik: Friede den Blöcken, Krieg den EFHs.
Durch einen Stopp werden keine neuen Wohnungen gebaut, im Gegenteil wird wahrscheinlich sogar weniger gebaut.
Es wird auch ohne Mietstopp nicht gebaut: https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/f-ii-2-j
Berlin hat über den Wachstumshype der 10er einen Bauüberhang von über 60000 Wohnungen aufgebaut, d.h. Wohnungen für die Baugenehmigungen existieren, die aber noch nicht fertiggestellt sind. Davon die Hälfte mehr als drei Jahre alt. Warum ist das so?
Es werden überproportional viele Eigentumswohnungen und im Luxusbereich gebaut. Bei einem Zinsniveau von ~1% aber einer Verkaufspreissteigerung von 17%/y und mehr führt das dazu, dass Gebäude angefangen werden, aber nicht fertiggestellt. Das Geld wird dann in eine weitere Immobilie gesteckt, wo das Spiel weiter geht.
Auch gebaut wurden jede Menge Büro-Gewerbeflächen, für >30€/m² Miete, kalt. Kann man sich live anschauen wie gut das funktioniert hat: an der Prenzlauer Allee steht ein ganzer Neubau mit zigtausend m² seit über einem Jahr komplett leer.
Wie solche Geschäftsideen dann ausgehen: https://www.derstandard.de/story/3000000195472/kurz-vor-den-signa-turbulenzen-wanderte-signa-vermoegen-in-benkos-einflussbereich
Ein Mietendeckel ist durchaus eine wichtige Komponente, aber er alleine kann auch nichts daran ändern, dass das komplette System am Arsch ist.
Ich kann deine Logik durchaus verstehen, aber ich bin der Meinung, dass der Preisfindungsmechanisums nicht der Aspekt in den man eingreifen muss in dem man eine Limit einführt. Es müssen gewisse grundlegende Bedingungen des Marktes geändert werden.
Deine Beispiele fallen für mich eher unter die Thematik die ich mit “leistungsloser Gewinn” meinte. Das überschattet hier offensichtlich die Rendite, die man mit dem Grund durch erbringen einer Leistung (eben das Bauen und Vermieten von Wohnungen) erwirtschaften kann.
Man könnte z.B. eventuell unter dem Aspekt “Eigentum verpflichtet” Leerstand/nicht Nutzung ab einem gewissen Zeitpunkt besteuern und so den Gewinn abschöpfen.
aber er alleine kann auch nichts daran ändern, dass das komplette System am Arsch ist.
Da kann ich dir nur zustimmen. Es wird keine singuläre Lösung geben und das derzeitige System funktioniert ganz offenslichtlich nicht.
Deine Beispiele fallen für mich eher unter die Thematik die ich mit “leistungsloser Gewinn” meinte.
Wenn damit alles was über die Kapitalkosten rausgeht gemeint ist fällt sämtliche Vermietung unter leistungsloser Gewinn. Und das ist auch gesetzlich so gewollt: Bei Neuvermietung darfst du 10% über Mietspiegel vermieten, wodurch der Mietspiegel steigt. Das ist eine Spirale und sie dreht sich umso schneller, je mehr Leute umziehen. Das nennt man dann “Mietpreisbremse”.
Wenn du aber unterm Spiegel vermietest kommt das Finanzamt und spricht dir die Gewinnerzielungsabsicht ab. Du landest also über kurz oder lang ganz automatisch bei Übergewinn oder wie immer man das nennen möchte.
Es wird keine singuläre Lösung geben und das derzeitige System funktioniert ganz offenslichtlich nicht.
Es wird gar keine Lösung geben, weil das so gewollt ist. Bis rauf zum BverfG, welches Berlin 2006 dazu gezwungen hat seinen kommunalen Wohnungsbestand zum Spottpreis zu verkaufen.
Edit:
Es müssen gewisse grundlegende Bedingungen des Marktes geändert werden.
Ein Mietendeckel wäre genau das. Oder noch besser allgemein preisgebundener Wohnraum, der nur kostendeckend vermietet werden darf.
Meine Erklärungen sind zugegebener maßen nicht wirklich gut, besonders bei so komplexen Themen wie hier.
Vermieten ist definitiv eine Leistung. Genauso wenn man einen Mehrwert schafft z.B. indem man renoviert, größer baut oder ähnliches.
Aber es gibt ja wie du erwähnt hast auch viele extrem Beispiele wo Land/Gebäude einfach nicht genutzt werden und es sich trotzdem rentiert durch Wertsteigerungen. Das geschieht dann oft durch Sachen wie Umwandlung des Bebauungsplans (z.B. erteilung von Bauerlaubnissen) oder Verbesserung der Umgebung (Anschluss an den Nahverkehr, Öffentliche Einrichtungen, verlegung der Straße in einen Tunnel). Hier findet dann eine teils massive Wertsteigerung für das bloße Besitzen des Grundes/Gebäudes statt, dabei wurden eben jene Verbesserungen durch die Allgemeinheit finanziert.
Ich weiß nicht ob es gute Studien dazu gibt, aber wenn ein Mietstopp gut funktioniert, dann bin ich auch nicht dagegen. Er erscheint mir halt nur (wie im ersten kommentar erläutert) nicht das grundlegende Problem des Missverähltnisses ziwschen Angebot/Nachfrage anzugehen. Und macht den Markt eventuell ineffizienter (z.B. durch lock-in effekte und bevorteilung von existierenden Mietern)
Das Problem ist (auch), dass die hohen Mieten die Grundstückspreise aufgrund der Renditeerwartung hochtreiben, diese hohen Preise können dann wiederum auf die Mieter umgelegt werden, was dann wiederum zu einer höheren Miete führt.
Ein Mietenstop würde diese Spirale ausbremsen und einen Renditendeckel darstellen. Dadurch würde dann auch ein realistischerer Mietpreis zustande kommen.
Alle deine Punkte würden durch diese eine Maßnahme abgedeckt. Und das ohne Bürokratie oder großartige neue Prüfungen.
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Teile von Berlin und Köln sehen auch nach “hier wird nicht einmal mehr etwas angeboten” aus. Also geschätzt anhand fehlender Pixel.
Die Daten sind soweit ich sehe von Immoscout. Viele Wohnungen werden vermittelt, ohne je da auftauchen zu müssen. Im Osten Berlins sind z.B. viele der fehlenden Pixel Genossenschaften und städtische Gesellschaften. Die brauchen ihre Wohnungen nicht auf Immoscout stellen, um Mieter dafür zu finden. Die haben teilweise lange Wartelisten und Wohnungen gehen sofort weg, wenn jemand kündigt/auszieht.
Ja, so etwas habe ich befürchtet…
Ein großer Anteil an Hamburger Wohnungen (30% oder so?) sind Genossenschaftlich. Wär mal interessant inwieweit das Beeinflusst.
20% mit einer mittleren Kaltmiete von 7,10 Euro pro m2.
Als ich vor ein paar Tagen auf der Website einer Genossenschaft geguckt habe, wurden drei Wohnungen in ganz Hamburg angeboten, eine davon nur für Senioren und eine davon nur mit Dringlichkeitsschein.
Wartezeiten zur Zeit mindestens zwei Jahre, in beliebten Stadtteilen vier Jahre, für Einfamilienhäuser (gibt es bei Genossenschaften auch) ca. zwei Jahrzehnte.
Manche Genossenschaften haben die Listen auch ganz geschlossen.
Eben das ist das Problem. Vermieter, egal ob Privatpersonen, oder Großvermieter, oder genossenschaftlich organisiert, haben nichts vom Wohnungsbau, da sich knapper Wohnraum teurer vermieten lässt. Und so lange neu zu bauen teurer ist, als knapp zu vermieten (sonst würde es nicht so gemacht werden) wird sich daran auch nichts ändern.
Und so werden auch weiterhin täglich hunderte Leute Schlange stehen, um ein zugiges 26-Quadratmeter-Wohnklo in mieser Randlage für 1200 Euro kalt zu besichtigen.