Hey, erster Post hier! Nach einem Kommentar von @leopold_s kam bei mir mal wieder die Frage auf, warum wir in DE eigentlich keine einheitlichen Glasflaschen für alle Getränke wie Bier, Wein und Co haben. Viele Mineralwassersorten nutzen schließlich schon einheitliche “Normbrunnenflaschen” von der GDB - diese typischen Glasflaschen mit Aufdruck “Deutscher Bunnen” eben. Die gibt es übigrens schon seit 1969 und war damals lt. Wikipedia ein Versuch der deutschen Getränkefirmen, der Coca Cola Company Einhalt zu gebieten 🤷.
Die Vorteile sind ja eigentlich klar: Ist eine Flasche speziell auf eine Marke zugeschneidert, z.Bsp. König Pilsener oder Coca Cola, muss die Flasche nach der Rückgabe wieder durchs ganze Land geschifft werden, statt einfach zum nächstgelegenen Abfüller zu gelangen und dort mit dem Produkt einer anderen Marke befüllt zu werden.
Wenn man den Gedanken weiterdenkt, macht es doch eigentlich sogar Sinn dass auf noch mehr Behälter auszuweiten:
- Marmeladengläser
- Nutellagläser
- (Oliven-) Ölflaschen
- Eingelegtes Obst/Gemüse
- (…)
Klar, hat nen paar Nachteile. Produkte sehen erstmal “langweiliger” aus und man muss das Rückgabesystem deutlich ausbauen. Außerdem schränkt man den heiligen freien Markt ein Stück weit ein. Aber so richtig gravierend ist das jetzt nicht. Schließlich kann man ja immer noch durch das Design von Banderole und Deckel hervorstechen und ein bestehendes Rückgabe-/Pfandsystem auszubauen scheint jetzt nicht schwieriger zu sein, als es erstmals aus dem Boden zu stampfen.
Demgegenüber natürlich die klaren Vorteile:
- ⚡ Mehrweg-Glas muss nur gereinigt werden und braucht weniger Energie. Altglas wird zerbrochen, eingeschmolzen und dann wieder in einzigartige Formen gebracht.
- 🚚 Kurze Transportwege für Rückgaben
- 💰 Preise im Supermarkt sind einfacher nachzuvollziehen. Besonders aktuell werden viele Verpackungen kleiner bei gleichem oder sogar steigendem Preis (“Shrinkflation”)
- 💪 Standardgläser lassen sich besser im Schrank stapeln
In meiner schönen, durch-standardisierten deutschen DIN-Welt käme also alles entweder im schicken Normglas mit Schraubverschluss und breiter Öffnung oder eben in einer Flasche wie aktuell das Mineralwasser. Dazu feste Größen von 250, 330, 500, 700, 1000 und 1500 ml. Alles herrlich deutsch durchorganisiert.
Nicht ganz so extrem, aber zumindest in die selbe Richtung gehen auch die Forderungen des Nabu:
- Optimierung bestehender Mehrwegsysteme und Nutzung von Standardflaschen.
- Stärkung der dezentralen Abfüllung von Getränken und des regionalen Verkaufs, um Transportemissionen zu reduzieren.
- Etablierung neuer Mehrwegsysteme für zum Beispiel Wein und Milch, für die Mehrweg bisher nur selten existiert.
- (…)
Also, was spricht dagegen?
Vielleicht sollte es erst ein einheitliches europäisches Pfandsystem geben, das wäre wichtiger
Stimmt, macht natürlich dann auch den grenzüberschreitenden Handel mit Produkten in Standardverpackungen einfacher. Sonst könnte man Standardgläser oder -Flaschen ohne Pfand in NL kaufen und dann in DE zurückgeben.
Meinetwegen können die Behältnisse gerne alle gleich aussehen, die Optik der Gefäße interessiert mich nicht im Ansatz so sehr wie deren Inhalt. So etwas müsste natürlich von der Politik vorgeschrieben werden, und das wird sich unsere Wirtschaft nicht eben mal so gefallen lassen…
Allein bei normalem Pfand auf Tetrapacks hat sich die Milchwirtschaft so ordentlich ins Zeug gelegt, dass die eine eigene längere Übergangsfrist bis 2024 bekommen haben. Da käme sehr viel Gegenwind.
die Optik der Gefäße interessiert mich nicht im Ansatz so sehr wie deren Inhalt
Das Problem beim Bier ist, dass es verdammt schwer ist, sich über den Inhalt abzugrenzen. Daher gibt’s ja wie früher bei den Zigaretten noch heute diese völlig absurde Dauerbeschallung mit Werbekampagnen, damit du Bier XY nicht mit dem Penner am Hauptbahnhof oder dem prügelnden Nachbarn verbindest, die deren beste Kundschaft sind, sondern mit intimer Freundschaft.
Die individuellen Flaschen sind sicherlich vergleichsweise verdammt teuer, aber doch der weitaus günstigere und nachhaltige Hebel, um sich abzugrenzen. Anders funktioniert das bei Produkten wie Zigaretten und Bier faktisch nicht, weil das Produkt sich reell nicht qualitativ nicht unterscheidet - egal, ob du 0,49€ oder 1,49€ für die Büchse Bier oder was-weiß-ich-wie-viel-inzwischen für die Schachtel Kippen hinlegst.
In meiner schönen, durch-standardisierten deutschen DIN-Welt käme also alles entweder im schicken Normglas mit Schraubverschluss und breiter Öffnung oder eben in einer Flasche wie aktuell das Mineralwasser. Dazu feste Größen von 250, 330, 500, 700, 1000 und 1500 ml. Alles herrlich deutsch durchorganisiert.
ich bin ueberzeugt
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Und die 330ml sind ok oder was…
Stimmt, wäre noch besser. Dachte dabei aber an die typischen 0,7l Flaschen😅
Wo kann ich unterschreiben?
Auf dem nächsten Wahlzettel
…entscheiden sie sich am Ende doch wieder alle für jene, welche genau die gleichen PR-Agenturen mit jenen Millionen zuscheißen, die sie durch Lobbyspenden erwirtschaftet haben.
Eine Demokratie, in der Parteispenden zulässig sind, ist eine alberne Demokratiesimulation.
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Ich kenne bisher halt nur diese Standard-Wasserflaschen. Hast du nen Link oder Namen zu der Norm?
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Genial - empirische Untersuchung von optimalen Flaschenhälsen nach DIN-Norm, inklusive Formel für Korken. Das ist der deutsche Spirit :D
Danke fürs Nachschlagen!
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Gefühlt gab es eine Zeit in der einfach jedes Bier in “Euro-Flaschen” - so haben wir die genannt - abgefüllt war. Dann kamen irgendwann die Kisten mit “Komfort-Griff”, “Relief-Flaschen” und co. Von mir aus können wir erst mal gerne zur Einheitsbierflasche zurück.
Von mir aus können wir erst mal gerne zur Einheitsbierflasche zurück
Kein Bier aus Relief-Flaschen kaufen. Klima dankt, die Brauerei um die Ecke ebenso.
Das wäre wirklich toll würde es so in die Tat umgesetzt. Ja was spricht dagegen? Was spricht dagegen auf den Ämtern weniger Papier zu nutzen und alles nur noch digital zu machen? Wahrscheinlich ist der Aufwand für die Umstellung auf ein Pfandsystem zu groß. Sicher geht es auch um Konkurrenz und Individualität. Wenn nicht von oben (Politik, per Gesetz) die Ansage kommt wird das sicher noch dauern. - Solche individuellen Flaschen lass ich zum Beispiel gleich im Regal stehen, ich Kauf nur noch die die ich überall abgeben kann.
Nichtstandardflaschen erlauben, aber kostet extra?
Also, was spricht dagegen?
Vor allem der Aufwand im Verhältnis zum Nutzen. Es müsste ein komplett neues Pfandsystem aufgebaut werden.
Bei Getränken werden schnell mal mehrere Flaschen an einem Tag gebraucht, und ganze Kisten auf einemal gekauft und zurückgegeben, bei den Sachen die du erwähnst hast sind das deutlich weniger.
Und selbst bei Getränken ist es nicht klar ob Mehrweg-Glasflaschen wirklich signifikant besser sind als Einweggebinde die dank Pfand größtenteils zurück gegeben werden, wodurch das Material dann dank sauberer Trennung tatsächlich recycled werden kann.
Klar, man kann versuchen alles staatlich zu regulieren, aber hier ist weder der Bedarf noch der Nutzen wirklich klar.
Vor allem der Aufwand im Verhältnis zum Nutzen. Es müsste ein komplett neues Pfandsystem aufgebaut werden.
Nein. Jeder Pfandautomat, der Kasten nimmt, nimmt auch einzelne Flaschen und da zählen meines Wissens nach sogar Mehrweggläser schon dazu.
Bei Getränken werden schnell mal mehrere Flaschen an einem Tag gebraucht, und ganze Kisten auf einemal gekauft und zurückgegeben, bei den Sachen die du erwähnst hast sind das deutlich weniger.
Bei Bier und Wasser vielleicht, aber Säfte, starke Alkoholitäten etc. sicher nicht. Ein solches Pfand System müsste dann natürlich dementsprechend sortieren und am besten in eine kleine Auswahl an Transportkästen passen.
Und selbst bei Getränken ist es nicht klar ob Mehrweg-Glasflaschen wirklich signifikant besser sind als Einweggebinde die dank Pfand größtenteils zurück gegeben werden, wodurch das Material dann dank sauberer Trennung tatsächlich recycled werden kann.
Also schom vom Aufwand sehe ich den Kampf Waschen vs. Neue Glasflasche herstellen, nicht wirklich gleichberechtigt. Und Egal wie gut oder schlecht sich eine Plasteflasche recyclen lässt, weggeworfen ist es immer noch Plastik in der Umwelt und bei der Benutzung vielleicht Mikroplastik in der Nahrung.
Klar, man kann versuchen alles staatlich zu regulieren, aber hier ist weder der Bedarf noch der Nutzen wirklich klar.
Kann und sollte man. Ein weiterer Vorteil der einheitlichen Flaschen ist z.B. für kleinere Hersteller wichtig, weil die mit dem derzeitigen Pfand System derzeit teilweise hohe Kosten tragen müssen.
Produkte sehen erstmal “langweiliger” aus und man muss das Rückgabesystem deutlich ausbauen.
Das gibt es mit dem GDB-System doch längst…? Wenn da zusätzliche Teilnehmer teilnehmen, anstatt zunehmend davon abzurücken, sollte sich die Herausforderung doch in Grenzen halten.