Nabend zusammen,

da ich bald endlich ein Haus mein Eigen nennen darf, beschäftige ich mich aktuell etwas mit dem Thema Smart Home.

Ich habe mir in meiner aktuellen Wohnung schon nen Raspi 4 mit Home Assistant aufgesetzt und ein wenig damit rumgespielt und der erste Roborock (S7 Pro Ultra) ist auch schon hier und wird getestet. Hab dann noch ein Tradfri Hub mit ein paar Birnen und hier und da noch was, was man koppeln kann.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Smart Home Geräten gemacht? Habt ihr besonders gute oder schlechte Erfahrungen mit bestimmten Herstellern oder Geräten gemacht? Welches Gadget sollte jeder haben? Was sollte man vermeiden?

Ich suche beispielsweise einen Toröffner für ein Doppelflügeltor zur Einfahrt (sowas in der Richtung), das man idealerweise übers Smart Home steuern kann. Oder einen Helfer zur Pflanzenbewässerung innen.

  • philpo@feddit.de
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    1 year ago

    Nimm KNX. Ernsthaft. Nimm KNX.

    Und lerne folgenden Satz auswendig: “Ein gutes Smarthome ist ein Smarthome für das ich weder Sprachassistent noch Handy brauche”

    Die ganzen Lösungen auf WLAN/Funkbasis* sind auf Dauer Rotz (und ich habe viele ausprobiert),v.a. wenn du perspektivisch denkst. Das Licht muss auch in 15 Jahren noch angehen und auch um 3 Uhr Nachts.

    KNX hat als Industriestandard den Vorteil,dass es sich um einen seit 1990 etablierten,aber stets weiter entwickelten Standard handelt der Hersteller-übergreifend funktioniert. D.h. du kannst Geräte untereinander vernetzen - und KNX braucht keine Zentrale als Single Point of Failure und auch kein Netz. Und: Ein smartes Gebäude mit KNX kostet wenn es gut geplant ist (und du keinen Elektriker hast der bei dem Wort schon Eurozeichen in die Augen kriegt) nicht einmal wirklich mehr. Und KNX funktioniert ganz wunderbar alleine - aber eben auch ganz wunderbar mit dem Home Assistant (und allen anderen wichtigen Systemen).

    Um dir ein paar Ideen zu geben:

    • Verdunkelung: Ich habe eine Wetterstation auf dem Dach. Diese misst einerseits Wind (Raffstore hochfahren), Regen (Warnung wenn Fenster offen/Markise rein fahren) aber erfasst auch den Sonnenstand über drei Sensoren. Abhängig von der aktuellen Temperatur (Räume+Außen) und der Vorhersage (von Home Assistant auf den Bus) entscheidet sich das System dann ob es nur nach Dämmerung und Uhrzeit die Verdunklung rauf und runter fahren soll, die Verdunklung offen halten soll (Heizmodus) oder proaktiv beschatten soll damit es nicht zu warm wird. Letzteres ist nach Fassadenrichtung und Sonnenstand geregelt, d.h. im Osten gehen die Raffstore aktuell Vormittags runter, Nachmittags rauf. Enormer Komfortgewinn mit Einsparpotential.

    • Licht1: Wir haben komplett auf Human Centric Lightning umgestellt,d.h. die Lichter steuern über den Tag hinweg ihre Lichtfarbe. Morgens eher “blauer”, abends eher “rötlicher”. Man glaubt gar nicht wie viel das ausmacht. Das ist auch nach Raum individualisiert, Arbeitszimmer von mir und meiner Frau haben unterschiedliche Zeiten, Wohnzimmer und Kind ebenso. (Übrigens haben wir natürlich einen Partymode der das überschreibt)

    • Licht 2: Wir haben in bestimmten Räumen bewusst RGBW Akzente gesetzt, hat sich tatsächlich gelohnt. Morgens im Schlafzimmer die Sonne aufgehen lassen funktioniert.

    • Licht 3: Ich bin jemand der Schichtdienst bedingt nachts von hellem Licht schlagartig so wach wird,dass ich nicht noch einmal einschlafen kann, oft über Stunden. Blöd wenn man mal aufs Klo muss oder das Kind schreit. Lösung: Nachts ist das Human Centric Lightning maximal nach unten geregelt, gerade so,dass weiß was man tut. Im Schlafzimmer ist das ganze darüber so ergänzt,dass sich auf jeder Bettseite auf Bodenhöhe ein Bewegungsmelder befindet. Dieser löst wenn er am Boden eine Bewegung feststellt bei Dunkelheit im Raum 3% rotes Licht aus. Gerade genug damit man das Handyladekabel findet (gerade “getestet”),gerade genug,dass man raus findet. Gibt es Studien zu,sowas reduziert das Sturzrisiko im Alter.

    • Licht 4: Wir steuern fast alle Lichter über Präsenzmelder. Ausnahme ist nur das Schlaf- und Kinderzimmer (dort geht es nur selbstständig aus), weil ich der Präsenzerkennung da noch nicht ganz traue (mein Fehler, PM doof positioniert). Ich habe ganze Räume ohne Schalter. Beispiel: Gehst du in die Küche geht das Licht an. Gehst du zur Spüle geht das Unterbaulicht Spüle an. Und wieder aus wenn du gehst.

    • Verschluss/Sicherheit: Wir haben ALLE Fenster mit Öffnungssensoren, ALLE mit Öffnungs und Verschlusssensoren ausgestattet. Hierdurch kann man einerseits wenn man die Wohnung verlässt jede Menge Zeit sparen (Statusdisplay am Ausgang, HA meldet sich und protestiert,s.u.)

    • Sicherheit: Ich habe an drei neuralgischen Stellen Kameras. Ich möchte aber nicht,dass diese laufen wenn wir zuhause sind - außer es liegen bestimmte Events vor (Haustür auf, etc.). HA stellt fest,ob jemand Zuhause ist (Handy IPs nimmer im WLAN+ keine Anwesenheit über Präsenzmelder) und beschwert sich wenn Fenster offen sind. Und gibt Alarm falls die Präsenzmelder jemanden feststellen. Und schaltet bei Abwesenheit zusätzlich die Kameras an.

    • Klima: Wir messen an manchen Stellen CO2/VOC/Feuchte und in allen Räumen die Temperatur. Letztere wird Einzelraum-gesteuert,u.a nach Anwesenheit(gerade im Altbau wichtig) und erneut unter Einbeziehung der Vorhersage,erstere sorgen für Belüftungserinnerungen durch den HA.

    Dazu können wir ungefähr alles schalten und messen (z.B.: Handy-Ladegeräte am Bett schalten ab wenn niemand da und kein Gerät dran).

    Das Ding ist: ich habe durchgerechnet was ein vergleichbares System konventionell oder mit anderen Systemen gekostet hätte…und es war ident bis teurer. Das ist halt ein Vorteil der Herstellerunabhängigkeit: Du musst nicht das “fressen” was gerade vorgegeben wird sondern suchst dir den Komponentenlieferant der für genau den Einsatz passt. Beispiel Präsenzmelder: Ich habe drei verschiedene Hersteller mit vier Geräten im Einsatz - Steinel, Theben, MDT. Abhängig davon wofür. Bei Homematic hätte ich einen zur Verfügung.

    • jo3rn@feddit.de
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      1 year ago

      Du hast das Smarthome auf jeden Fall durchgespielt 😄 KNX ist sicher der Goldstandard, wenn man neu baut und auf der grünen Wiese planen kann.

      Aber viele rüsten Bestandsgebäude nach. Da müsste man alles aufreißen, um auf dein Level zu kommen. Aufwendig, teuer und manchmal gar nicht möglich. Deshalb haben auch andere Lösungen ihre Daseinsberechtigung.

    • Kuro@feddit.de
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      1 year ago

      KNX hat mich schon immer interessiert. Hast du vielleicht nen guten Punkt um zu starten und gibt es für KNX open source Anbindungen oder bin ich da auf den Hersteller eingeschossen?

      Wie hast du die Verkabelung im Nachhinein in deinem Haus vorgenommen?

      • philpo@feddit.de
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        1 year ago

        Hi, KNX ist ja ein in-sich-geschlossenes System (jedoch ohne Zentrale und ohne Herstellerbindung). Du kannst aber problemlos ein sogenanntes Gateway installieren das eine Verbindung zur Außenwelt darstellt (hier geht übrigens nicht nur IP sondern auch USB, 1-wire ModBus, Weinzierl, etc. - bis hin zu Hörmann Tore). Diese kosten (bei IP) zwischen 120€ und einigen tausend Euro - je nachdem was sie “sonst noch können”, da viele Gateways (z.B. Gira X1 oder Hager Domovea) auch gleich noch Logiken,etc. bereitstellen.

        Hast du das Ding aber erstmal am Netz und Bus ist es absolut egal was du an Software fährst. HomeAssistant ist halt wahnsinnig komfortabel weil die Denke sehr ähnlich zu KNX ist, aber iO Broker, OpenHAB, FHEm ,etc. gehen auch, de facto wäre mir aktuell keine große OSS Software in dem Bereich bekannt die nicht KNX kann.

        Das Gateway “spiegelt” hier sozusagen nur den Verkehr auf dem KNX Bus und gibt Befehle in beide Richtungen weiter. Ich habe KNX Gruppenadressen die durch den HA bespielt werden und umgekehrt zieht der HA viele Sachen aus dem Bus.

        Da ist das System echt dankbar.

        Übrigens gibt es sogar Menschen die (technisch gesehen etwas semilegal,da man eigentlich eine “Zertifizierung” für Komponenten am Bus benötigt) eigene Open Source Komponenten für KNX entwickeln.

        EDIT: Die einzige Non-Open-Source Software ist die ETS die zur eigentlichen Parametrierung benötigt wird. Diese ist leider zwischen teuer bis schweineteuer (Kleine Variante für max. 60 Komponenten immer so um die 300,große um die 700-1000€) und wird direkt von der KNX Association raus gegeben. Bei einem statisch konfigurierten System reicht theoretisch wenn der Elektriker das hat…aber…wer von uns will ein statisches System? Ich hab die große und auf einer VM laufen. Hat was wenn die Frau abends im Bett den Änderungswunsch nennt und du mal eben schnell per RDP den Schalter neu belegst.

        Das betrifft aber wie gesagt nur die Konfiguration (und theoretisch gibt es hier kostenlose Wege, die sind nur anstrengend). Diese Software wird aber wie gesagt durch die Association vertrieben und wenn es die mal nicht mehr gibt,gibt es kein KNX mehr (und du kannst mit Altversionen immer deine Bestandsanlage warten. Nur manche neuen Komponenten wollen die aktuelleren Versionen. Mein Elektriker hat Versionen 99 bis jetzt auf seinem Notebook als VM)

        Als Einstieg kann ich "die grüne Bibel" empfehlen - Das Buch von Heinle ist sehr umfassend was seinen Überblick über alle Systeme angeht. (Als Systemintegratior selber kann ich ihn leider nicht so empfehlen.)

        Edit: Um das nochmal mit der Herstellerbindung und fehlenden Zentrale klarer zu beschreiben: Es gibt KNX nur die KNX Association. Jeder Hersteller von Elektrokram kann da, entsprechende Finanzkraft, Mitglied werden. Er muss dann aber seine Komponenten zertifizieren lassen. Da sind von ganz großen deutschen Namen (Hager, Gira, Jung) zu kleinere Firmen (Arcus, Hugo Müller) bis zu Asiaten (GVS) alle vertreten. Durch die Zertifizierung der Komponenten kann jede Komponente mit jeder Komponenten reden. Du bist also nie an einen Hersteller gebunden (egal was einen der Elektriker erzählt).

        Und zum Thema Zentrale/Bus: Das System ist ein Bussystem das beliebige Verkabelungen erlaubt,nur keine Ringe. Und keinerlei zentrale Komponenten (außer vielleicht die Netzteile) benötigt. D.h. der Schalter redet direkt mit dem Licht. Und wenn er eines Tages nicht mehr das Licht sondern die Jalousien schalten soll wird er halt auf eine andere Funktion umprogrammiert. Die Geräte tun all das ohne Zentrale indem sie einfach bestimmte Gruppenadressen (die sehen z.B. so aus “1/1/9”) abfragen bzw. den dazu Wert für eine Adresse in den Bus rufen.

        Was die Verkabelung angeht: wir haben anfangs vorgehabt stückweise vorzugehen,also einfach nur ein KNX Buskabel in jeden Raum zu legen und dann die Räume stückweise anzufassen und bis dahin mit KNX RF (Funk) zu arbeiten. Es stellte sich dann aber schnell heraus,dass dies nicht klappen: Der Zustand der Anlage war dermaßen schlecht(obwohl 70/80er teilsaniert),dass uns die Anlage früher oder später um die Ohren geflogen wäre. Wir hatten dutzende schwarze Stellen in der Verkabelung die uns abgefackelt wären,diverse,teils lebensbedrohliche “Amateurreparaturen” (inklusive überbrückten FI) und so. Daraufhin haben wir entschieden lieber gleich alles neu zu machen - so ist es jetzt einmal so wie wir es brauchen. Und wir haben endlich die Steckdosen da wo wir wollen und in der Menge wo wir sie brauchen. Und mehr LAN Steckdosen als mancher Mittelständler.

        Aber so hält es jetzt hoffentlich 30 Jahre.

  • Victor von Void@lemmy.darmstadt.social
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    1 year ago

    Ich habe seit Jahren OpenHab auf einem Raspi 2. Fenstersensoren und Thermostate/Stellmotoren von Homematic (ohne IP) waren für mich der game changer. Anwesenheit wird über im WLAN gefundene Handies festgestellt: zusammen mit einem Zeit/Temperaturenscript hat das dann dafür gesorgt, dass ich meinen Heizverbrauch fast halbiert habe.